Impulse zur Passionszeit

Wo ist Gott? Warum lässt er zu, was wir gerade erleben? Die Fragen drängen  sich auf in diesen Tagen...

- lauter und deutlicher als sonst. Sie drücken aus, was uns umtreibt: Unsicherheit. Zweifel. Manchmal sind sie aber auch als Triumph oder gar Spott gemeint. Nach dem Motto: Jetzt zeigt sich, wie bedeutungslos der Glaube ist! Das  erlebt schon der Beter der heutigen Tageslosung: * Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will! (Psalm 115,2.3)* Zweifel und Spott setzt er trotzige Gewissheit entgegen. Zurecht. Steckt nicht schon in der Frage "Wo ist Gott jetzt?" die Annahme: Er muss helfen können - sonst ist er nicht Gott?! Genau so ist es! Und wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, wird erleben: Gott ist da. Er ist im Himmel. Und er hält die Welt in seinen Händen: Auch noch jetzt! Bewegt habe ich davon in der Zeitung DIE ZEIT gelesen. Dort wird ein junger Arzt (38 Jahre) aus Bergamo zitiert: "Niemals, auch in meinen dunkelsten Alpträumen habe ich mir vorgestellt, dass ich erleben könnte, was hier in unserem Krankenhaus seit drei Wochen geschieht. ... Zuerst kam einige Infizierte, dann Dutzende, dann Hunderte, und jetzt sind wir nicht mehr zuerst Ärzte, nein, wir sind sind zu Sortierern am band geworden. Wir entscheiden, wer leben und wer nach Hause geschickt werden soll, um zu sterben. - Bis vor zwei Wochen waren meine Kollegen und ich Atheisten. Es war völlig normal, dass wir es waren, die Wissenschaft schloss für mich die Existenz Gottes aus. Ich habe immer darüber gelächelt, dass meine Eltern in die Kirche gingen. -  Vor neun Tagen kam ein 75 Jahre alter Priester. Er war ein freundlicher Mann, hatte ernsthafte Atemprobleme, brachte aber eine Bibel mit. Es beeindruckte uns, dass er sie den anderen vorlas und den Sterbenden die Hand hielt. Wir waren alle zu müde, entmutigt, psychisch und physisch fertig, um ihm zuzuhören. Jetzt aber müssen wir es zugeben: Wir Menschen sind an unsere Grenzen gekommen. Wir sind erschöpft, wir haben zwei Kollegen, die gestorben sind, andere wurden infiziert. Wir müssen erkennen, dass wir Gott brauchen. Wir bitten ihn nun um Hilfe, wenn wir ein paar freie Minuten haben. ... Ich erkenne meine Wertlosigkeit auf dieser Erde an und möchte meinen letzten Atemzug erst machen, nachdem ich anderen geholfen habe. Ich bin froh, zu Gott zurückgekehrt zu sein, während ich vom Leiden und Tod meiner Mitmenschen umgeben bin." Gott ist da. Er ist im Himmel. Und er hält die Welt in seinen Händen: Auch noch jetzt!