Anstößiges

Kletterparcours sind in. Sich von Baum zu Baum zu hangeln, mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Das macht Spaß. Und ist...

ungefährlich. Weitestgehend. Weil Sicherungsseile, Karabinerhaken und Netze dafür sorgen, dass niemand abstürzt. Natürlich kommt niemand mit Vernunft auf die Idee, die Sicherungen zu kappen. Das wäre ja auch eine Mordsidee. – Aber an einer anderen Stelle passiert das bei uns ständig: Im Blick auf die Vergangenheit. Die Erfahrung der Alten. Der Generationen vor uns. Wir schneiden die Seile der Tradition durch. Meinen, sie würden uns fesseln; davon abhalten Neues zu erleben und so die Freiheit nehmen. Oder sie wirken alt-bekannt und mithin reizlos. Mit dem Ergebnis, dass wir frei in der Luft hängen. Ohne Sicherungsseil und Netz. Auch im Glauben. Ohne Erinnerung an die Taten Gottes, an seine Treue schon gegenüber unseren Vorfahren, und an deren Erfahrungen im Glauben, fehlen uns nicht nur kluger Rat, sondern auch der Anstoß, Gottes Wirken hier und heute bei uns, bei mir zu entdecken. Mose empfiehlt den Israeliten: Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir’s verkünden, deine Ältesten, die werden dir’s sagen. (5 Mose 32,7) Wir brauchen das seil der Erinnerung an Vergangenes. Gemeinsam und jeder für sich. Dietrich Bonhoeffer schreibt: Aus der Erinnerung und Wiederholung lebt Glaube und Gehorsam. Erinnerung wird zur Kraft der Gegenwart, weil es der lebendige Gott ist, der einst für mich gehandelt hat und mich heute dessen vergewissert.